Für Fußballfans und -vereine war die Corona-Krise ein harter Schlag. In den meisten Ligen wurde der Spielbetrieb pausiert und anschließend in leeren Stadien die Saisons beendet – die französische Ligue 1 erklärte die Saison 2019/2020 gar vorzeitig für beendet. „Corona hat dazu geführt, dass der Fußball nach dem 2. Weltkrieg das erste Mal komplett unterbrochen war“, wie Stefan Schnippe, CEO von Score Capital, im Gespräch mit Fundview erklärt. „Die Vereine haben im Durchschnitt einen Umsatzverlust von 25 bis 30 Prozent gehabt. Jedes Unternehmen wäre da in Schwierigkeiten geraten.“ Das Corona-Tal sei jetzt allerdings durchschritten. Die Vereine hätten die Pandemie-Jahre genutzt, um ihre Kostenstrukturen anzupassen. Da TV-Einnahmen rund 70 Prozent der Einnahmen ausmachten, seien sie sehr sicher durch die Krise gekommen. „Im Transferbereich ist das Volumen klar zurückgegangen. Aber es zeigt sich: Sofort, wenn die Zuschauer zurückkommen, sind die Vereine schnell wieder auf ihrem ursprünglichem Einnahmen-Niveau.“
Die Finanzierung dieser Spielertransfers ist das Geschäftsmodell des Kreditanbieters, wie Schnippe erklärt: „Die Transfersummen werden nicht auf einmal bezahlt, sondern das Käufer-Team vereinbart einen Zahlungsplan. Da kommen wir ins Spiel: Vereine verkaufen Forderungen an uns und der kaufende Verein zahlt die Forderung an uns gemäß dem im Transfervertrag vereinbarten Zahlungsplan.“ Investoren können diese Assetklasse über die bis 2025 laufende und mit fünf Prozent verzinste Anleihe von Score Capital ins Portfolio aufnehmen. Auch habe man im vergangenen Jahr den ersten deutschen Kreditfonds für Fußballforderungen aufgesetzt, der sich derzeit in der Rückzahlungsphase befinde. Ein zweiter Fonds soll nach Genehmigung der BaFin noch in diesem Jahr folgen. „Darüber hinaus haben Investoren die Möglichkeit, direkt in Einzelforderungen oder Pakete zu investieren“, sagt Schnippe.
Auch für Score habe die Pandemie Einschnitte beim Umsatz bedeutet. Schnippe resümiert: „Auf der anderen Seite war es aber auch ein Stresstest für unsere Assetklasse. Trotz ausbleibender Umsätze und weniger Transfers gab es keinen einzigen Ausfall, keine nennenswerten Zahlungsverzüge.“ Auch habe es währenddessen keine Insolvenzen im Profi-Fußball insgesamt gegeben. Zudem komme der Markt in diesem Jahr in hoher Geschwindigkeit zurück: „Im Sommer-Transferfenster flossen in den Top-Ligen 4,5 Milliarden Euro, womit der Betrag nur noch 16 Prozent unter dem vom Sommer 2019 lag.“ Dass es aufgrund von Corona nochmal zu schwerwiegenden Einschränkungen kommen könnte, hält Schnippe für unwahrscheinlich. „Die Fußballvereine halten das aus und haben da im Rahmen ihrer Möglichkeiten sehr gut reagiert, haben sich Kapitalerhöhungen und Kredite gesichert. Diese Strukturen werden viel aus der Krise mitnehmen und widerstandsfähiger für die Zukunft sein.“
„Assetklasse komplett frei von Korrelationen“
Die Assetklasse wird laut Schnippe vor allem im aktuellen Umfeld immer interessanter. So sei sie komplett frei von Korrelationen, „politische und wirtschaftliche Krisen haben keine direkten Auswirkungen auf den Fußball“. Man wisse genau, worin man investiere. Transferforderungen hätten einen einwandfreien Track Record und fast kein Risiko, wenn man es richtig angehe. „Fußball ist krisenresistent, die Forderungen haben kurze Laufzeiten. Daher kann man gut reagieren. Das führt dazu, dass mehr Wettbewerber in den Markt gehen.“ Als Senior Debt seien die Fußballforderungen ideal für Investoren, auch angesichts der schnell steigenden Zinsen, denn mit kurzen Forderungslaufzeiten von 15 bis 18 Monaten könne man schnell reinvestieren. Zudem schütze die kurze Duration der Kredite vor Ausfällen, denn „wir haben unser Geld, bevor ein Verein beispielsweise nach mehreren Abstiegen in die Insolvenz geht“.
Aber auch die Professionalisierung der Vereine auf kaufmännischer Seite spreche für die Anlageklasse, so Schnippe, der seit 2004 in der Transferfinanzierung arbeitet: „Fußballvereine sind zu gut geführten, mittelständischen Unternehmen geworden.“ Die letzten 17 Jahre seien sehr erfolgreiche Jahre im Fußball gewesen, in denen sich die Umsätze der Vereine durchschnittlich vervierfacht hätten. „2004 waren Transfers im kleinstelligen Millionen-Bereich noch große Transfers. Die Summen haben sich stark verändert, sind aber wirtschaftlich erklärbar“, blickt Schnippe zurück und fügt hinzu, dass außerdem eine „deutliche Internationalisierung“ des Marktes stattfinde. Score Capital ist seit 2016 im Markt und arbeitet mit Vereinen aus der Premier League, Bundesliga, Serie A, La Liga sowie der Ligue 1 zusammen. Das Management des Unternehmens habe dabei zusammengerechnet über 600 Transaktionen mit einem Volumen von 1,8 Billionen Euro abgewickelt.
In der Zeit seit dem Start hat die Investment-Boutique bislang noch keinen Zahlungsausfall zu verzeichnen, was Schnippe neben dem Fokus auf die größten Ligen auch auf das Risikocontrolling zurückführt. Dafür nutze man „ein eigenes Ratingsystem, das wir mit Creditreform entwickelt haben und das auf über 1.500 Einzelbilanzen basiert“. Dieses sei rein quantitativ und berücksichtige keine qualitativen Faktoren, da sich diese sich in der Regel zwischen den Vereinen nicht besonders unterscheiden würden. „Wir wollten ein vergleichbares Rating aufbauen, daher nutzen wir nur die Zahlen von Vereinen“, sagt Schnippe. Dafür müsse man sich beispielsweise Gedanken um das Stadion oder die Spielerwerte machen, das seien die größten Aktiva eines Vereins. „Auf der anderen Seite stehen die Transferbilanz, Transferforderungen und Verbindlichkeiten und deren Fristigkeiten und wie man damit umgeht.“ Schnippe betont: „Wir müssen Emotionen und Subjektivität rausnehmen und objektive Anlageentscheidung treffen.“