Joachim Berlenbach: „Wir stehen am Beginn eines neuen Rohstoff-Zyklus“
Der Rohstoff-Experte blickt auf ein bewegtes Jahr zurück und erwartet den Start eines neuen Rohstoff-Zyklus. Positiv zeigt sich der promovierte Geologe vor allem für Kupfer und Silber. Ein Treiber der Rohstoff-Preise ist dabei ausgerechnet der Wandel zu mehr Nachhaltigkeit.
Tim Habicht · 01/27/2021

Industriemetalle und Rohstoffe generell waren fast zehn Jahre ohne jegliches Interesse für viele Investoren. Das hätte sich im vergangenen Jahr bereits ändern können. Die Nachfrage beispielsweise nach Öl war Ende 2019 stark angestiegen und hatte zum ersten Mal die Marke von 100 Millionen Barrel Öl pro Tag überschritten. Und dann kam das Corona-Virus; eine heftige Korrektur im Rohstoff-Bereich folgte. Inzwischen hat sich der Rohstoff-Bereich wieder erholt und für Rohstoffe wie Kupfer, Kobalt, Zink und Nickel aber auch für Silber ist ein großes Momentum festzustellen. Deswegen sagt der Rohstoff-Experte Joachim Berlenbach im Gespräch mit Fundview: „Wir stehen am Beginn eines neuen Rohstoff-Zyklus.“

Der promovierte Geologe und Fonds-Berater der Strategien Earth Gold Fund UI, Earth Exploration Fund UI und Earth Sustainable Resources (ISIN: DE000A2PMW29), erklärt: „Wir sehen ein großes Momentum für Industriemetalle wie Kupfer, Kobalt, Zink und Nickel. Unter anderem getrieben durch den neuerlichen Aufschwung in China sehen wir bei fast allen Industriemetallen eine hohe Nachfrage bei einer gleichzeitig sinkenden Produktion. Langfristig kommt hinzu, dass die Nachfrage nach diesen Industriemetallen aufgrund der Energiewende und dem steigenden Bedarf für Solaranlagen und Windkraftwerken steigen wird. Steigende Investitionen in die Infrastruktur spielen hier auch eine große Rolle.“

Nickel werde beispielsweise für Teslabatterien, aber auch für die Herstellung von Stahl benötigt. „Wir als Geologen fragen uns, wo diese Menge an Metallen in den kommenden Jahren herkommen soll. Man kann zum Beispiel ausrechnen, dass wir in den nächsten 30 Jahren so viel Kupfer, wie in der gesamten bisherigen Menschheitsgeschichte benötigen!“ Die Nachfrage nach Kupfer und anderen Industriemetallen steige exponentiell - und was das bedeutet, wissen wir alle spätestens seit März 2020. Aber deswegen sei die Rohstoff-Nachfrage kein Hype, sondern ein langfristiger Trend.

Nachhaltigkeit und Rohstoffe? Lässt sich sehr gut kombinieren

„Die Nachfrage steigt enorm, aber das Angebot hinkt hinterher. Vom ersten Bohrloch bis zur Produktion benötigt ein Minenprojekt zehn bis 15 Jahre. Deswegen sind steigende Rohstoff-Preise fundamental begründet. Wir stehen am Beginn eines neuen Rohstoff-Zyklus“, sagt Berlenbach. „Viele Jahre wurden Rohstoffe gemieden, jetzt gibt es aber mehrere positive Treiber: Die Aktien der Rohstoff-Unternehmen sind unterbewertet, die großen Unternehmen schütten Dividenden aus und aufgrund des massiven Rohstoff-Bedarfs bei der Energiewende haben Rohstoff-Unternehmen und deren Aktien ein insgesamt positives Umfeld. In den vergangenen zehn Jahren war der Rohstoff-Sektor von der allgemeinen positiven Marktentwicklung abgekoppelt. Aber seit dem vierten Quartal 2020 sehen wir einen Trendwechsel, der nachhaltig sein wird.“

Basierend auf dieser Einschätzung wurde die strategische Silber-Gewichtung in allen Fonds stärker aufgebaut. Im Earth Exploration Fund UI lag die Silber-Quote Ende August beispielsweise bei rund 30 Prozent, das ist historisch gesehen sehr hoch. Ergänzt wurde diese Allokation durch eine taktische Gold-Gewichtung von über 50 Prozent, einer hohen Cash-Quote sowie einer nur niedrigen Gewichtung bei den Industriemetallen. Dieser hohe Silber-Anteil hat den Fonds aber vor allem im zweiten Quartal geholfen, eine positive Performance zu erzielen.

Im dritten Quartal hat der Earth Exploration Fund UI langsam begonnen, wieder Positionen in Industriemetallaktien aufzubauen. Per Ende August 2020 hielt der Fonds elf Prozent Industriemetalle im Portfolio, wobei der Fokus auf unterbewerteten Produzenten wie First Quantum und Capstone Mining lag. Der stetig gestiegene Kupferpreis kam vor allem dem Earth Sustainable Resources Fund zugute, dessen Mandat auf Industriemetalle für erneuerbare Energien fokussiert ist und der über das ganze Jahr hinweg Aktien von Industriemetallproduzenten hielt. Rückblickend war der Fonds aber zu vorsichtig, weil die erwartete weitere Korrektur bei den Industriemetallen angesichts der zweiten Corona-Welle ausblieb.

Erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit und Rohstoffe - schließt sich das nicht grundsätzlich aus? Berlenbach verneint und sagt: „Man macht es sich zu einfach, wenn man aufgrund der steigenden Bedeutung von Nachhaltigkeit die Minenbetreiber verteufelt. Rohstoffe sind zentral für die Energiewende. Ohne Rohstoffe wie Kupfer, Nickel oder Silber können wir keine nachhaltige Infrastruktur, keine Solarkraftwerke oder Windturbinen bauen.“ Ein Rohstoff-Fonds lasse sich durchaus mit Nachhaltigkeit vereinen, wenn man die ESG-Analyse bei den Firmen selbst ansetze. Ende 2019 hat Universal Investment mit dem Earth Sustainable UI Fund einen nachhaltigen Rohstoff-Fonds gestartet. Dieser Fonds basiert auf einem Nachhaltigkeitsfilter, der von Pereshia Berlenbach im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit entwickelt wurde. Bei diesem neuartigen Ansatz wird auch der direkte Kontakt mit den Rohstoff-Firmen gesucht und es konnten erwiesenermaßen auch schon Verbesserungen bei den Nachhaltigkeitsstrategien dieser Firmen erzielt werden. Mit diesem Impact-Engagement kann der Fonds zu einer positiveren Einstellung der Investoren zum Bergbau beitragen. Denn: Für den Übergang zu einer nachhaltigen Gesellschaft müssen Bergbau und Rohstofferzeugung als Teil einer nachhaltigen Politik akzeptiert werden. Ziel des Earth Sustainable Resources Fund ist es, einen positiven Beitrag zu leisten und Mehrwerte zu schaffen.

Teilen Sie diesen Artikel:

Die Inhalte dieser Website sind ausschließlich für professionelle Investoren bestimmt.

Durch den Einsatz von Google kann es zu einem Transfer Ihrer Daten in die USA kommen. In den USA besteht kein der Europäischen Union gleichwertiges Datenschutzniveau. Für die Übermittlung in die USA besteht weder ein Angemessenheitsbeschluss der Europäischen Union noch bestehen geeignete Garantien. Auf Ihre Daten können amerikanische Behörden zugreifen und diese verwenden. Sowohl Zugriff als auch die Verwendung Ihrer Daten sind nach den amerikanischen Rechtsvorschriften nicht derart regelt, dass dies dem europäischen Recht gleichwertig ist. Weder enthalten diese Rechtsvorschriften Einschränkungen für den Zugriff oder die Verwendung Ihrer Daten, noch steht Ihnen, sofern Sie kein US-Bürger sind, ein effektiver Rechtsschutz gegen den Zugriff und die Verwendung Ihrer Daten zur Verfügung. Der Datentransfer in die USA beruht daher auf ihrer ausdrücklich erklärten Einwilligung nach Art. 49 Abs. 1 Buchst. a DSGVO. Weitere Informationen hierzu sowie zu Ihren Rechten finden Sie hier.