Im Portrait: Der Gemini-Fonds der US-Boutique Crabel Capital Management
Crabel Capital Management ist eine auf kurzfristigen systematischen Handel spezialisierte Boutique aus Los Angeles mit rund fünf Milliarden US-Dollar Assets. Mit dem Gemini-Fonds hat die Boutique nicht nur in 2018 und 2019, sondern auch im März und April dieses Jahres positive Erträge generiert. Wie Crabel das geschafft hat, warum über 16 Millionen Futures im Jahr gehandelt werden und warum eine Haltedauer von zehn Tagen für Crabel sehr lange ist, erklärt Michael Pomada, CEO des Unternehmens.
Tim Habicht · 07/24/2020
  • Crabel Capital Managament ist eine Boutique aus Los Angeles mit fünf Milliarden US-Dollar Assets und auf den kurzfristigen systematischen Handel spezialisiert
  • Die Gemini-Strategie der Boutique erzielte im März 2020 eine Performance von 2,43 Prozent
  • Das Unternehmen hat eine starke und flexible Infrastruktur und eine eigene Handels- und Trading-Software aufgebaut und viel Geld in die Handels-Kapazitäten investiert
  • Jährlich handelt Crabel Capital Management 16 Millionen Futures
  • Die Gemini-Strategie besteht aus 4 Buckets mit insgesamt über 40 unterschiedlichen einzelnen Strategien
  • Etwa 20 Prozent des Portfolios werden heute durch Machine Learning unterstützt. Dieses Thema soll weiter ausgebaut und fokussiert werden
  • Neue Hedgefonds-Strategien im UCITS-Mantel sind geplant. Unter anderem eine CONTRA-Strategie, die negativ mit Aktien korreliert

Viele Strategien haben in den Jahren 2018 und 2019 positive Erträge erwirtschaftet. Als der März und April des laufenden Jahres kam und die Corona-Krise nicht nur die globale Wirtschaft und Gesellschaft erschütterte, kamen auch die meisten Fonds und Investment-Strategien gehörig unter Druck und haben teilweise über 30 Prozent in kürzester Zeit verloren.

Nicht die Gemini-Strategie der US-Boutique Crabel Capital Management. Diese hat es geschafft in 2018 und 2019 sowie im März und April dieses Jahres eine positive Rendite zu erzielen. Und das als offener Fonds im UCITS-Mantel und nicht als geschlossener Hedgefonds in den USA. Im März dieses Jahres, als es zum Crash an den Aktienmärkten kam, lieferte der Fonds 2,43 Prozent. Im April, als es zu einer scharfen Erholung an den Märkten kam, war die Gemini-Strategie mit 0,93 Prozent ebenfalls positiv. Im durchaus schwierigen Aktienjahr 2018 erzielte die Strategie elf Prozent und im guten Aktienjahr 2019 acht Prozent - immer in US-Dollar gerechnet. Die Sharpe Ratio der Strategie liegt seit Auflage in 2016 bei über 1,5. Wie schafft die Strategie das?

Michael Pomada, CEO von Crabel Capital Management, erklärt im Gespräch mit Fundview: „Die Gemini-Strategie besteht aus einer Vielzahl von Einzelstrategien, die wir über Jahre hinweg in unserem ersten Fonds Multi-Product entwickelt haben. Multi-Product ist heute für neue Investoren geschlossen. Gemini ist als eigener Fonds in den USA in 2016 gestartet. Am 2. Oktober 2017 haben wir außerdem den Crabel Gemini UCITS-Fonds zusammen mit MontLake gestartet. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg beim Wachstum des Produkts ist der große Druck, den institutionelle Investoren weltweit durch das Wegbrechen der Zinsen spüren. Hier möchten wir einen Ansatz liefern, der unkorreliert zu den traditionellen Assetklassen ist. Der Gemini-Fonds soll das Portfolio stabilisieren, wenn die Volatilität hoch ist. Das wurde in der Corona-Krise eindrucksvoll unter Beweis gestellt.”

Die Performance der Strategie spiegelt sich auch in den wachsenden Assets wider: Nachdem der UCITS-Fonds im März noch unter 400 Millionen US-Dollar Assets lag, wurde Mitte Juli die Marke von 800 Millionen US-Dollar erreicht. Die gesamte Gemini-Strategie liegt damit bei etwa 2,5 Milliarden US-Dollar Assets. Aber blicken wir genauer auf Crabel Capital Management und ins Portfolio...

Crabel handelt jährlich 16 Millionen Futures

Crabel Capital Management ist eine auf kurzfristigen systematischen Handel spezialisierte Boutique aus Los Angeles mit rund fünf Milliarden US-Dollar Assets under Management und über 80 Mitarbeitern, die Hälfte davon ist im Research beschäftigt.

„Unsere Ressourcen sind der Schlüssel für unseren Erfolg. Wir haben eine starke und flexible Infrastruktur und eine eigene Handels- und Trading-Software aufgebaut und viel Geld in die Handelskapazitäten investiert; unter anderem auch in eine effiziente Anbindung an die Frankfurter Börse”, sagt Pomada und fügt hinzu: „Aber das ist zentral für unser Unternehmen, denn wir müssen zum einen die Kosten für den Handel mit Futures so weit wie möglich reduzieren, dabei aber so schnell wie möglich handeln können. Denn jährlich handeln wir über 16 Millionen Futures. Die Mehrheit unserer Mitarbeiter ist mit der Entwicklung der algorithmischen Ausführung und der Integration von neuer und besserer Technologie beschäftigt.”

Die Gemini-Strategie profitiert von dieser Infrastruktur und ist ein vollständig systematisches Portfolio von Strategien mit überwiegend kurzer Haltedauer, die auf strukturelle Markt-Ineffizienzen ausgerichtet ist. Das Portfolio ist so strukturiert, um eine geringe Korrelation zu allen traditionellen Anlageklassen zu gewährleisten und bietet eine Renditequelle mit über 40 unterschiedlichen einzelnen Strategie-Buckets. „Wir halten unsere Positionen im Gemini-Portfolio im Durchschnitt etwa zehn Tage, das ist für unsere Verhältnisse sogar eine sehr lange Haltedauer. Wir sind keine High Frequency Trader, können aber unsere Trades sehr schnell ausführen”, so Pomada.

Michael Pomada ist CEO von der US-Boutique Crabel Capital Management und seit April 2008 beim Unternehmen tätig. Vorher war er unter anderem bei Coast Asset Management und Manchester Trading angestellt.

„Irgendwo auf der Welt herrscht immer Chaos”

Das Portfolio ist insgesamt in vier Strategie-Buckets aufgeteilt: Volatility Breakout, Reversal, Factor Timing und einem opportunistischen Bucket. Im ersten und mit rund 40 Prozent größten Bucket Volatility Breakout soll das Portfolio von Anomalien, ausgelöst durch plötzliche Marktverwerfungen, profitieren. Ein Schlüsselelement von Volatilitäts-Breakout-Strategien ist, dass sie auf sehr präzise Segmente von Marktbewegungen abzielen, anstatt Positionen zu halten, bis sich diese Märkte umkehren.

Pomada erklärt die drei anderen Buckets: „Im Reversal-Bucket suchen wir hingegen bewusst nach kurzfristigen Situationen, in denen sich die Märkte überteuert haben und ein Wechsel in das Gegenteil stattfinden wird. Im Bereich des Factor Timings suchen wir nach Trends, wie beispielsweise im Faktor-Bereich, die sich drehen. Hier wollen wir gezielt zehn bis 20 Tage davon profitieren, wenn ein Trend kurzfristig nicht mehr funktioniert. Im vierten Segment, das wir als Opportunistic bezeichnen, kommen die Strategien zum Tragen, die sich nicht eindeutig zu den ersten drei Strategien zählen lassen.”

Insgesamt sei das bisherige Jahr natürlich ein sehr verrücktes und einmaliges Jahr; und für die meisten Investoren zumindest im März und April auch äußerst schmerzhaft. Nicht für Crabel Capital Management: „Für uns ist das natürlich eine tolle Situation, wenn sich Märkte kurzfristig schnell bewegen. Insgesamt gab es sehr viele Bewegungen und für viele Investoren ist es in einem solchen Umfeld nahezu unmöglich auf die sich schnell verändernden Trends und Bewegungen zu reagieren. Dieses Umfeld ist für uns als Manager kurzfristiger Strategien hingegen nahezu perfekt.” Aber für die Gemini-Strategie sei nicht immer ein handfester Crash nötig. Es würde ausreichend Themen weltweit geben. Beispielsweise war die türkische Lira und der russische Rubel kurzfristig aufgrund hoher Volatilität sehr gut handelbar. „Der S&P 500 ist doch in den zehn Jahren vor der Corona-Krise fast schon langweilig gewesen. Aber irgendwo auf der Welt herrscht immer Chaos und diese Volatilität suchen wir gezielt für unsere Strategie”, sagt Pomada.

Neue UCITS-Strategien sind geplant

Für Crabel Capital Managament und die Gemini-Strategie ist auch das Machine Learning sehr wichtig. Etwa 20 Prozent des Portfolios werden heute durch Machine Learning unterstützt. Pomada gibt Einblicke: „Hier forschen und investieren wir bereits seit über acht Jahren. Das Machine Learning wird sich in der Asset-Management-Branche eher stärker als schwächer entwickeln und eine große Rolle bei der Erzielung von Alpha spielen. Denn die Märkte sind bereits jetzt sehr technisch und werden immer technischer beziehungsweise digitaler. Hier können Computer und Algorithmen einen großen Mehrwert liefern. Zudem sinken dadurch die Kosten für die Asset Manager, beispielsweise beim Handel. Bei unseren Machine-Learning-Strategien lassen wir aber nicht den Computer selbstständig Strategien entwickeln, vielmehr lassen wir den Computer von unserem Research-Team entwickelte Strategien optimieren.”

Das Machine-Learning-Thema soll bei Crabel Capital Management auch durch neue Fonds intensiviert werden: Die Boutique plant weitere bestehende Hedgefonds als UCITS-Fonds zusammen mit MontLake nach Deutschland zu bringen. Allen voran Portfolios mit stärkerem Einsatz von Machine Learning. Beispielsweise CONTRA, einem Fonds, der nicht nur nicht mit Aktien korreliert ist, sondern stets eine negative Korrelation zu Aktien aufweist.

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