Welche Vorteile und Nachteile haben Fondsboutiquen gegenüber großen Asset Managern?
Beim Beantworten der Frage, welche Vorteile Fondsboutiquen gegenüber großen Asset Managern haben, waren sich die Jurymitglieder von Future Fundstars einig. Neben der Unabhängigkeit der Boutiquen gegenüber Konzernentscheidungen und internen Zwängen, sei es vor allem von Vorteil, dass Boutiquen, „anders auf ihr Portfolio schauen als angestellte Manager“, wie Oliver Morath, Managing Director bei Squad Fonds, erklärt.
Für Tobias Schäfer, Head of Fund Strategies und Manager Selection bei Berenberg, können Fondsboutiquen durch aktives Management, regionale Expertise, ein eigenes Netzwerk und einen reichen Erfahrungsschatz konsistent einen Mehrwert schaffen, während große Asset Manager häufig von der Umsetzung solcher Strategien abgeschreckt werden, „da die Quellen für Alpha begrenzt sind und damit die Skalierbarkeit der Ansätze durch Volumenrestriktionen eingeschränkt ist“.
„Die oftmals eigentümergeführten Unternehmen verdanken ihren Erfolg einer flexiblen und fokussierten Vorgehensweise. Sie sind in der Regel hoch spezialisiert und vor allem auf Randmärkte und Nischen konzentriert“, ergänzt Sascha Hinkel, Fondsanalyst bei der Deka.
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Bei den Nachteilen, die eine Fondsboutique gegenüber großen Asset Managern hat, nennen die Jurymitglieder vor allem infrastrukturelle sowie personelle Ungleichheiten. Dazu gehört laut Morath der fehlende Vertriebskanal in Form einer angeschlossenen Bank, die im Normalfall für Seedkapital und regelmäßige Flows sorgt.
Hinkel hebt vor allem die mangelnde Infrastruktur heraus. Boutiquen seien weder people heavy, noch hätten sie ausreichende Ressourcen, in Form einer umfangreichen IT- und Mitarbeiterkapazität. Aufgrund dessen sei es für kleinere Fondsboutiquen im Vergleich zu größeren Fondsgesellschaften schwerer, ein funktionierendes Risikomanagement auf die Beine zu stellen. Zudem seien Boutiquen laut Hinkel häufig eine personenabhängige One-Man-Show, während bei großen Gesellschaften die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt wird.
Neben Hinkel stellt zudem Rainer Laborenz, Geschäftsführender Gesellschafter bei Azemos Vermögensmanagement, die Suche nach Nischen als mögliche Schwierigkeit heraus, da Nischen „den großen Flaggschiff-Fonds vielleicht zu klein, zu kompliziert oder zu spezialisiert sind. Die fehlende Bekanntheit erschwert häufig das Erreichen großer Investitionsvolumina.“
Das sind die vier Finalisten:
- Peter Heim & Thomas Germann von Keynote Funds mit einem Spin-Off-Fonds
- Lukas Grimm von FAM Frankfurt Asset Management mit einem Prämienfonds mit dauerhafter Absicherung
- Florian Mann & Adrian Fabarius von FINLIUM mit einem Total-Return-Fonds
- Christoph Gum von Private Alpha mit einem Tech-Aktienfonds
Diese Eigenschaften sollten Fondsboutiquen mitbringen
Neben dem USP ist für Schäfer unter anderem auch das Risikomanagement entscheidend: „Wir legen Wert darauf, dass wir uns von Positionen trennen können, ohne Verwerfungen im Anlagesegment oder im Zielfonds zu verursachen. Daher erfordert die Investition in einen Zielfonds über alle Vermögensverwaltungsstrategien größere Fondsvolumina.“
Laborenz sieht die Plausibilität und Verständlichkeit der Investment-Idee als entscheidend an. Zudem sei es für ihn wichtig, mit der Investment Idee im Kopf und Herz der Anleger zu landen. „Wer so startet und dann auch noch Performance abliefert, kann schnell ein Fundstar werden.“
Für Hinkel sind neben dem Alleinstellungsmerkmal des Fonds die Konzepte von Fondsmanagern entscheidend, die bereits bei größeren Häusern nachweislich gute Ergebnisse erzielt haben, sich dann für die Selbstständigkeit entschieden haben und im Rahmen dessen außergewöhnliches Knowhow und Ehrgeiz kombinieren und in eine Fondslösung einfließen lassen.
Charakteristika, die eine Fondsboutique bieten sollte, um ohne großes Fondsvolumen und langen Track-Record den Weg ins Portfolio des Investors zu schaffen, sind laut Morath neben einem Mehrwert ein schlüssiges Konzept und „wirklich die Überzeugung, hinter dem zu stehen, was man macht.“
Das macht den perfekten Future Fundstar aus
Ein zukünftiger Future Fundstar sollte für die Jurymitglieder vor allem mit Innovationen begeistern. Schäfer sieht bei der Suche nach dem perfekten Future Fundstar zwei Fragen in den Fokus rückend: „Erstens, ist der Ansatz darauf ausgerichtet, langfristig einen Mehrwert für Investoren zu schaffen? Und zweitens, welche differenzierenden Merkmale führen zu einer strukturellen Outperformance im Vergleich zu Mitbewerbern? Wenn ein Anlagekonzept überzeugende Antworten auf diese beiden Fragen liefert, erfüllt es die wichtigsten Kriterien, um ein Future Fundstar zu sein.“
Morath ergänzt: „Für mich ist der echte Future Fundstar jemand, der mich mit etwas Neuem überrascht.“ Hinkel nennt eine herausragende Expertise, hohe Leistungsbereitschaft und eine besondere Leidenschaft für das Management des jeweiligen Konzeptes als wichtige Eigenschaften. Auch ein konzeptionelles Alleinstellungsmerkmal, das idealerweise mit einer nachvollziehbaren Vertriebsstory gepaart ist, wäre für den Juror ansprechend.