Aubrey-Manager gewichtet Indien deutlich über
John Ewart, Investmentmanager des Global EM Strategy Fonds bei Aubrey Capital Management, sieht großes Wachstumspotenzial in Indien. Die Zahl der Stadtbewohner dürfte weiter steigen – und damit auch die der Konsumenten. Gegenüber China zeigt sich Ewart aber vorsichtig.
Erika Neufeld · 09/08/2023

Immer mehr Menschen zieht es in die Stadt – insbesondere in Schwellenländern. So lebten im Jahr 2012 rund 52 Prozent der chinesischen Bevölkerung in Städten. Heute sind es knapp 64 Prozent. Im selben Zeitraum stieg in Indien der Anteil der Stadtbewohner von 32 Prozent auf 36 Prozent. John Ewart, Portfoliomanager des Aubrey Global Emerging Markets Strategy (ISIN: LU1391035307), sieht genau darin Chancen für Investoren. „In den letzten 20 Jahren hat die Urbanisierung der Schwellenländer genügend Wohlstand geschaffen, um die Zahl der konsumierenden Bevölkerung auf 2,4 Milliarden Menschen mehr als zu verdoppeln“, sagt er im Gespräch mit Fundview. Dies mache den Konsum in Schwellenländern zu einem der spannendsten säkularen Trends, die Anlegern offenstehen.

Ein weiterer Vorteil: Direkte Investitionen in den Konsumsektor seien berechenbarer als etwa in IT-Unternehmen, die Branchenzyklen und dem Preisdruck ausgesetzt sind, erklärt Ewart. Entsprechend gewichtet er im Vergleich zur Benchmark, dem MSCI Emerging Markets Index, Verbrauchs- und nichtzyklische Konsumgüter mit 45,8 Prozent und 24,2 Prozent im Gegensatz zu 14,19 Prozent und 6,2 Prozent deutlich über.

Großes Wachstumspotenzial sieht Ewart insbesondere in Indien, was sich in seinem Portfolio widerspiegelt: Konträr zum Vergleichsindex (14,21 Prozent) gewichtet er Indien stark über (38,7 Prozent). Ewart erklärt: Aktuell lebt rund 65 Prozent der indischen Bevölkerung in ländlichen Gebieten und fragt hauptsächlich einfachere Grundnahrungsmittel nach. Das dürfte sich mittelfristig aber ändern. „Indien verfügt über eine Reihe positiver Faktoren, die das Wirtschafts- und Unternehmenswachstum unterstützen, wie zum Beispiel eine positive Regierungspolitik, ideale demografische Bedingungen, eine sich beschleunigende Urbanisierung und eine wachsende Mittelschicht der Verbraucher“, erklärt Ewart und prognostiziert: Das Land dürfte sich in den nächsten Jahren zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt entwickeln. Einige Experten vermuten bereits, dass Indien Chinas Rolle als „Werkbank der Welt“ übernehmen könnte. Ein Indiz dafür: Mehrere internationale Konzerne haben hier neue Produktionsstandorte eröffnet, berichtet Ewart. Um weiteres Wirtschaftswachstum und Beschäftigungsmöglichkeiten zu fördern, müsse die indische Regierung aber verstärkter in Infrastruktur, Bildung und Gesundheitsfürsorge investieren.

Unternehmen erfüllen strenge Investitionskriterien

Doch an erster Stelle investiere der Global EM Strategy Fonds nicht in Länder, sondern in Unternehmen, hebt der Portfoliomanager hervor und erklärt: „Unser Engagement in Indien ist hoch, weil wir dort Unternehmen gefunden haben, die unsere strengen Investitionskriterien erfüllen.“ In ähnlicher Weise seien er und sein Team derzeit gegenüber China vorsichtiger, investierten aber in starke Unternehmen mit erheblichem Cashflow und Wachstumsaussichten.

Sichtbar wird auch das im Portfolio: Während die chinesische E-Commerce-Plattform Meituan zu den Schwergewichten des MSCI EM Index zählt, sucht man das Unternehmen vergeblich unter den Top-Positionen des Global EM Strategy Fonds. „Wir investieren zwar in Meituan, sind aber der Meinung, dass es andere Unternehmen in China gibt, die derzeit ein attraktiveres Risiko-Rendite-Verhältnis bieten“, erklärt Ewart. Zu diesen zähle unter anderem der einheimische Kosmetikhersteller Proya, der in den letzten Monaten zweimal die Umsatz- und Gewinnprognose erhöht habe.

Darüber hinaus setzt der Fonds auf den E-Autohersteller BYD – Platz fünf unter den Einzeltiteln mit einer Gewichtung von 3,4 Prozent. „Die Modellpalette von BYD reicht von weniger als 20.000 US-Dollar bis zu mehr als 100.000 US-Dollar“, sagt Ewart. Mit den moderaten Preisen spricht der Autokonzern die breite chinesische Bevölkerung an, von der sich eben nicht alle den Kauf von High-End-Autos leisten können. Zwar konkurriere das Unternehmen mit kleineren Tesla-Modellen, rechne aber in diesem Jahr mit mehr als drei Millionen verkauften Fahrzeugen. Was BYD außerdem attraktiv mache: Als zweitgrößter Hersteller von Elektroauto-Batterien weltweit generiert das Unternehmen beträchtliche Geldsummen, die in Forschungs- und Entwicklungsarbeit fließen, berichtet Ewart.

Indien habe dagegen noch einen langen Weg vor sich, um ähnliche Elektroautos wie BYD zu produzieren, sagt der Portfoliomanager und verweist auf den Wohlstandsunterschied zwischen den Bevölkerungen und die Infrastruktur von Straßen und Ladestationen für Elektroautos. Dennoch bleibt er optimistisch und gibt zu bedenken: „Wer hätte vor fünf Jahren gedacht, dass Mercedes, BMW oder Audi chinesische Batterien als Lösung für ihre Elektroautos in Betracht ziehen würden?“

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