Im Jahr 2020 seien mehr als 700 Milliarden Euro Konsumentenkredite in der Eurozone vergeben worden – darunter nur ein Bruchteil bei Fintech-Plattformen. Unter anderem deswegen sei dort noch großes Wachstumspotenzial vorhanden. Die Konsumentenkredite würden hohe Zinsen mit einem überschaubaren und berechenbaren Risiko generieren. Der Peer2Peer-Markt sei mittlerweile etabliert, es gebe eine breite Datenbasis und ein erprobtes Geschäftsmodell, das auf dem klassischen Modell von Banken basiere und seit einigen Jahren nun von Online-Plattformen erfolgreich weiterentwickelt wurde. Genau dort ist Claus Tumbrägel, Geschäftsführer und Fondsmanager bei nordIX, mit dem nordIX European Consumer Credit-Fonds (ISIN: DE000A2P37M1) positioniert.
Verglichen mit dem Anleihemarkt würden Konsumentenkredite spannende Zinsen mit einer attraktiven Risikostruktur gewährleisten. Die Zinshöhe der Kredite sei dabei je nach Land, seinen kulturellen Gegebenheiten und Wettbewerbssituation des Marktes unterschiedlich. So seien die Kreditzinsen in den nordischen Ländern typischerweise höher, während in Ländern wie Frankreich oder Deutschland deutlich tiefere Zinsen verlangt werden.
„Der geographische Fokus bei der Selektion der Kreditplattformen und somit der Kreditnehmer liegt auf den Ländern der Eurozone sowie dem skandinavischen Raum“, erklärt Tumbrägel im Gespräch mit Fundview. Dabei müsse das Land ein Investment-Grade-Rating haben und gewisse ESG-Kriterien einhalten. Länder wie Rumänien oder Bulgarien würden dadurch rausfallen. Der Fondsmanager ergänzt: „Kredite mit den höchsten Zinsen finden wir bei Fintechs in den nordischen Ländern wie beispielsweise in Finnland und auch im Baltikum. In Nordeuropa gibt es hohe Zinsen, gute Bonitäten und vor allem auch ein transparentes Umfeld. Das Land, in das wir bisher am meisten investiert haben, ist Finnland mit einer aktuellen Allokation von circa 15 Millionen Euro, die über die größte nordeuropäische Kreditplattform Fellow Finance investiert wurden.“
Geringe Korrelation der Ausfallraten mit Marktrisiken
Tumbrägel kauft Kredite von Online-Plattformen. Diese Kredite unterliegen der europäischen Konsumentenkreditverordnung, haben monatliche Zins- und Tilgungszahlungen und können monatlich durch die Kreditnehmer vollständig getilgt werden. Das durchschnittliche Kreditvolumen je Kredit belaufe sich auf circa 2.000 Euro. Mit einer Zielrendite von vier Prozent nach Kosten und Ausfällen sei die Verzinsung attraktiv. Da Ausfallraten von Konsumentenkrediten keinen oder nur einen sehr geringen Zusammenhang zu Kapitalmarktschwankungen aufweisen würden, sei auch die Volatilität des nordIX European Consumer Credit-Fonds gering.
Dabei seien vor allem Kreditnehmer auf den europäischen Konsumentenkreditplattformen, die bereits bei Banken einen Kredit hatten und diesen nun auf einer Peer2Peer-Plattform abschließen, spannend. Hierzu sagt Tumbrägel: „Wir kaufen nur die Bonitätsklassen der einzelnen Plattformen, die in der statistischen Analyse die stablisten und planbarsten Returns zeigen, insbesondere um Überraschungen bei den Ausfallraten zu vermeiden. Auf der anderen Seite hat dies den Effekt, dass Kreditnehmer auch die Plattform gegebenenfalls frühzeitig verlassen und es dadurch zu vorzeitigen Tilgungen kommt. So gibt es eine ständige Bewegung im Portfolio und eine durchschnittliche Kaptalbindung von zwei Jahren.“
Der nordIX European Consumer Credit-Fonds ist ein rein europäisches Produkt, da es hier aktuell sehr attraktive Investmentmöglichkeiten gebe. Dennoch schließe Tumbrägel nicht aus, in den nächsten Jahren zusätzlich einen globalen Konsumentenkreditfonds aufzulegen: „Aktuell sind etwa 50 Millionen Euro im nordIX European Consumer Credit-Fonds investiert. Trotz eines kurzen Rückgangs der Nachfrage nach Konsumentenkrediten zum Anfang der Corona-Krise wird seit dem dritten Quartal 2020 wieder mehr Geld für Kredite auf den Plattformen zur Verfügung gestellt, sodass das Volumen seitdem konstant steigt. Die Korrelation unseres Fonds zu Marktrisiken ist zudem sehr gering und auch die Inflation sowie ein möglicher Zinsanstieg werden nur geringe Auswirkungen auf unser Produkt haben. Unter diesen Umständen gehen wir davon aus, dass wir relativ schnell wachsen können.“